Mori mundo - sterbe der Welt! Der Name ist Programm für das Selbstverständnis des frühen Zisterzienserordens. Aus den schwierigen Anfängen der 1115 gegründeten vierten Tochter von Cîteaux und der letzten Primarabtei des Ordens erwuchs eine der fruchtbarsten und einflussreichsten Linien des Ordens. Mit 144 Gründungen in der Filiationsfolge war Morimond wesentlich erfolgreicher als die früher gegründeten Töchter Pontigny und La Ferté. Entscheidend für den Erfolg von Morimond waren zum einen wohl die Lage als östlichste Tochter des Ordens. An der Grenze zu Lothringen gelegen gehörten ihr schon in der Gründungszeit nachweislich viele Mitglieder des deutschen Hochadels an. Im Winter 1132/33 trat zudem der Babenberger Otto von Österreich mit 15 Gefährten auf der Rückreise vom Studium in Paris im Kloster ein (s.u.). Er und andere Mitglieder des Konvents förderten die Verbreitung der Zisterzienser in ihren Stammländern östlich des Rheins.

Zum anderen stand Morimond nicht unwesentlich unter dem Einfluss von Clairvaux nach dessen Muster und Organisation es bewusst die Filiation vorantrieb (vgl. Eberl, aaO. S. 97-99). Nach der schweren Krise eines durch den Gründungsabt Arnold verursachten Konfliktes wurde nach seinem Tode 1125 der Prior von Clairvaux Walther zum Abt bestimmt. "Walther hat Morimond nach den Maßstäben von Clairvaux verwaltet und durch seine Tätigkeit dafür gesorgt, dass es zu einer weitgehenden vergleichbaren Entwicklung gelangte" (Eberl, aaO. S. 97).

Leider blieb von der Primarabtei Morimond nach der französichen Revolution fast nichts mehr erhalten. Obwohl die Klosterkirche bis dahin trotz der Verwüstungen in den Hugenottenkriegen und dem Dreißigjährigen Krieg relativ unbeschadet erhalten blieb verschwand sie nach dem Verkauf und der Abtragung nach der Revolutiion fast vollständig. Nur ein Teil der Nordwand des Kirchenschiffs ist erhalten, der Rest ist zum Teil in ein später errichtetes Gebäude vermauert worden. Der einfache Fensterborgen mit den charakteristischen zisterziensischen Formen zeugt heute noch von der Mutterabtei Morimond, die zahlreicher Töchter, vor allem in Deutschland, Österreich und in Osteuropa hervor gebracht hatte. Dies ist ausgesprochen schade, gerade weil man von hier aus den besonderen Einfluss der burgundischen Tradition nicht mehr nachverfolgen kann. Am ähnlichsten kommt der Mutter die direkte Filialtochter in Ebrach, deren Klosterkirche das Aussehen der Kirche von Morimond noch erahnen lässt mit ihrem typischen rechteckigen Umgangschor.

Otto von Freising und Morimond

Otto von Freising (geb. 1112), der fünfte Sohn von Leopold III., Markgraf von Österreich und der Tochter Kaiser Heinrichs IV., Agnes von Waiblingen trat mit 20 Jahren als Novize ins Kloster Morimond ein (1132) auf der Rückreise von seinem Studium in Paris. 1138 wurde er zum dritten Abt als Nachfolger von Walther gewählt, trat seinen Dienst aber nur wenige Wochen an, da er kurz darauf zum Bischof von Freising berufen wurde. Als Förderer des Zisterzienserordens öffnete er diesen beim deutschen Hochadel, vor allem bei den nun herrschenden Staufern die Pforten. Die Verbindung zu den Zisterziensern hat Otto nie aufgegeben. 1158 starb er auf dem Weg zum Generalkapitel in Cîteaux in seinem geliebten Kloster Morimond, wo er in der Abteikirche begraben wurde. Heute ruhen seine Gebeine im Kloster Heiligenkreuz bei Wien.

Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Freising (Wikipedia DE).

Fotos: Achim Fürniss, August 2018
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