Die Bibliothek

Bücher waren die Schätze eines jeden Klosters. In manchen Klöstern wuchs die Zahl der Manuskripte und Bücher im Laufe der Zeit gewaltig an. Besonders nach Erfindung des Buchdrucks reichte das Armarium im Kreuzgang oder die Sakristei nicht mehr aus. An sie angelagert baute man in manchen großen Abteien eine eigene Bibliothek, wie z.B. in Cîteaux oder Clairvaux.

 

Diese Gebäude waren beides: Schreibwerkstatt und Bibliothek zugleich. Die ruhige und weltabgewandten Ostseite des Klosters bot ausreichende Ruhe für das Studium der Schriften, der lectio divina, der göttlichen Lesung. Hier in Cîteaux wurde dieses besonders kunstvoll im 15. Jh. gestaltet.

Schrägbau in Maulbronn

Auch in Maulbronn baute Abt Johannes Burrus 1493 einen Verbindungsbau zwischen der östlichen Klausur und dem früheren Hospital, das inzwischen als Herrenhaus diente. Das zweistöckige spätgotische Gebäude wurde bisher im Untergeschoss als Parlatorium und im Obergeschoss als Oratorium bezeichnet. Die Form des Baukörpers und auch seine Lage im Gesamtplan des Klosters erinnern aber an die Bibliothesanbauten in Cîteaux und Clairvaux. Auch die in den Quellen überlieferte Bibliothek des Abtes könnte sich im sogenannten Schrägbau befunden haben.

Das Untergeschoss diente demnach als Teil eines kleinen Kreuzganges im Osten der Abtei (ein zweigeschossiger Gang führte früher im Osten des Schrägbaus nach Norden und bildete so einen Hof). Das Obergeschoss ist ein lichter und heller Raum, ähnlich dem Bibliotheksaal in Cîteaux. Es handelte sich wohl um einen Lesesaal, dessen Bücher im nördlichen Querhausarm der Kirche verwahrt wurden (vgl. Ulrich Knapp, Das Kloster Maulbronn, Stuttgart 1997, S. 149)