Erneuerung

Der Niedergang des Zisterzienserordens drängte schon im ausgehenden Mittelalter nach Reformen. Zahlreiche Klöster des Ordens wurden nur noch als Kommende verwaltet. Der Hundertjährige Krieg in Frankreich und das große Schisma der Kirche machten die Aufrechterhaltung der Ordnungen des Ordens immer schwieriger. Mehrmals wurde Cîteaux durch plündernde Söldnerheere verwüstet. Das Generalkapitel fand immer seltener statt und die wachsenden Macht der Fürstentümer versuchte den Einfluss ausländischer Mächte auf die Klöster im Land zu verhindern.

 

Dies führte zur Gründung von regionalen Kongregationen nach benediktinischem Vorbild. Die Kastilische Kongregation war die erste (1425) und weitere folgten. Das lineare Filiationssystem des Ordens war damit durchbrochen, die Einheit des Ordens bedroht.

 

Die Reform-Beschlüsse des Konzils von Trient (1544-1563) hatten auch für die katholisch gebliebenen Klöster des Ordens nach und nach ihre Auswirkungen. Zum einen führten sie zu einer erneuten Blüte vieler Abteien in barocker Pracht, zum anderen verstärkten sie die Bestrebungen nach innerer Reform und den Ruf nach Rückkehr zu den ursprünglichen Idealen von Cîteaux.

 

Schon im 16. Jahrhundert führten die Reformbemühungen im südfranzösischen Kloster Feuillant zur ersten Abspaltung der Reformkongregation der Feuillanten (Trennung vom Orden 1592). Und im 17. Jahrhundert entbrannte der Streit um die rechte Einhaltung der Gebräuche (Observanz) in vollem Maße. Ausgehend von der Abtei Châtillon (um 1606) verbreitet sich die "strenge Observanz" schnell in weiteren Klöstern (Longpont, Vauclair, Les Vaux de Cernay...) Der Abt von Clairvaux (Denis Largentier) gilt bald als einer ihrer stärksten Verfechter. Auf Vermittlung des Papstes (Alexander VII.) kommt es 1666 zunächst zu einer Schlichtung zwischen den beiden Richtungen der "strengen" und der "allgemeinen Observanz". Bei Generalkaptitel 1667 geraten die beiden Richtungen erneut aneinander, besonders durch die unnachgiebige Haltung des Abtes des Klosters La Trappe Armand-Jean Le Bothillier de Rancé in der Normandie wird eine Einigung verhindert.

Zitat

"1649 (Mai) um ihre durch die ersten Oberen bedrohten Rechte zu verteidigen, versammeln sich die Äbte der Reform in der Abtei von Foucarmont. Sie untersuchen die Lage der reformierten Mönche, die Dom Vaussin aus Cîteaux vertrieben hatte, ohne ihnen eine Pension zu gewähren. Zur Klärung dieser Frage entsenden sie einen der ihren, Dom Pierre Gaultier, Generalprokurator der Strikten Observanz und Prokurator des collège Saint-Bernard, zum Abt von Cîteaux, der ihm einen denkbar schlechten Empfang bereitet und ihm mit Absetzen doht. Als Protest reicht dieser ein Gesuch beim Grossen königlichen Rat ein. Er erhält die Vollmacht, Dom Vaussin vorladen zu lassen, damit dieser sich entscheidet, den Fall der aus Cîteaux vertriebenen Reformierten zu regeln (Datum des Gesuches beim Grossen rat: 29. August 1649)."

Aus Frère Marcel Lebeau, Die Chronologische Geschichte von Cîteaux

Weitere Klöster schlossen sich der Reformbewegung von La Trappe an, die auch die Wirren der Revolution überlebte und aus der 1902 (1892) die Trappisten hervorgingen (Orden der Zisterzienser von der strengen Observanz). Bis heute sind die Zisterzienser in den beiden Richtungen in zwei selbstständige Orden getrennt.

 

Die Wirren der Revolution in Frankreich und die Säkularisation in Deutschland und Italien führte beinahe zum Erlöschen des Zisterzienserlebens. In Österreich konnte es eingeschränkt überleben. Joseph II. verbot im Geist der Aufklärung 1782 alle kontemplativen Orden, sofern sie keinen Nutzen für die Gesellschaft erbringen. Doch alle Klöster, die Schulen oder Gemeindeseelsorge betrieben, erhielten das Recht zum Weiterbestehen.

 

Nach und nach bilden sich in den europäischen Ländern Kongregationen. In Italien gingen sie aus den durch den Vatikan wiedererrichteten Abteien von Casamari und S. Croce in Gerusalemme in Rom hervor. In Deutschland entstand sie aus der 1854 gegründeten Abtei Mehrerau bei Begrenz, in der die aus Wettingen verbriebenen Zisterzienser Zuflucht fanden. 1891 (1880) fand in Wien zum ersten Mal seit 1786 wieder ein Generalkapitel statt.

 

Auch in Übersee wuchs die Familie der Zisterzienser wieder. Aus der Mission der Kongregationen gingen in den Missionsländern Neugründungen hervor. Heute zählt der Zisterzienserorden 61 Männer- und 56 Frauenklöster in aller Welt (Stand 1988 Sydow) unter der Leitung eines Generalabtes in Rom.

 

 

  Kongregationen

Kastilien 1425
Katalonien 1425
Lombardei-Toskana 1497
Portugal 1567
Polen 1580
Kalabrien-Lukanien 1605
Aragon 1613
Kirchenstaat 1613
Königr. Sizilien 1613
Irland 1626
Oberdeutsche Kongregation 1624