... et labora

Einer der wesentlichen Antriebe zur Entstehung des Zisterzienserordens war die Rückkehr zur alten benediktinischen Ordnung des ora et labora. Benedikt hatte in seiner Regel ein ausgewogenes Verhältnis von Gebet (opus dei), Arbeit (opus manum) und Meditation (lectio divina) vorgesehen. Jedoch gab es im benediktinischen Mönchtum – wie auch später bei den Zisterziensern – immer wieder die Tendenz, das regelmäßige Stundengebet höher zu bewerten als die Arbeit. In Cluny und den ihm angeschlossenen Klöstern hatte man dem opus die ganz den Vorrang gegeben. Nichts hatte das Gotteslob zu stören.

 

Die frühen Zisterzienser sahen das anders. Die harte Arbeit hatte man selbst gewählt. Mit eigener Hände Arbeit wollten man sich die geistige Unabhängigkeit erarbeiten. Die harte körperliche Arbeit wurde zum Ausgleich zum Gebet gesehen. Berhardt war der Meinung, Arbeit züchtige den Geist und stärke die Moral der Mönche. Arbeit wurde nun selbst zur Meditation, zum Gottesdienst neben dem Chordienst. Ein solch verstandenes Arbeitsethos konnte nicht ohne Folgen bleiben.

 

Gearbeitet wurde morgens nach dem Kapitel und am Nachmittag nach der Mittagspause. In Zeiten harter Arbeit wurde auf die Vormittags- und Nachmittagsgebete (Terz und Non) verzichtet. Im Sommer wurde das Mittagessen zuweilen erst gegen 14 Uhr eingenommen, um die Zeit der ununterbrochenen Arbeit möglichst lange zu halten.

Zitat

„Die Wirklichkeit trat in Widerspruch zur Idealität der Theorie. Auch die Zisterzienser sollten es im Laufe ihrer eigenen Geschichte erneut erfahren. Sie waren in Einsamkeiten und Wüsteneien gezogen, doch ihr Arbeitsethos hatte die einsamen Täler und Sümpfe reich gemacht. Nachdem es zu Beginn des 13. Jahrhunderts offenbar wurde, daß selbst ihnen das Geschenk der Armut nicht erhalten blieb, weil es mit dem Gebot zur Arbeit nicht vereinbar war, wollte der HL.FRANZ lieber auf die Arbeit als auf die Armut verzichten. Doch erkannten seine Nachfolger, dass sie damit auf das Kloster selbst hätten verzichten müssen.“

Braunfels, aaO.S.111

Für die meist adligen Chormönche musste die harte Arbeit eine besondere Herausforderung gewesen sein. Arbeiten in der Küche oder im Garten, auf dem Feld oder im Baubetrieb, in der Schreibstube oder in besonderen Ämtern gehörten zum Klosteralltag. Neben 6-7 Stunden Schlaf und 6-7 Stunden Chorgebet kamen die Mönche auf 4-6 Stunden Handarbeit. Weitere 3-5 Stunden blieben für die eigene Besinnung (lectio divina) oder für Ruhezeiten (nach Aubert). Die angegebenen Zeiten verdeutlichen, dass der Arbeit der Mönche zwar ein bedeutender Teil des Tages zugeordnet wurde, die Chormönche aber ohne Unterstützung durch weitere Hilfskräfte den Eigenbetrieb des Klosters nicht aufrecht erhalten konnten. Die zisterziensische Erfindung der Konversen als Teil des Klosters selbst trägt der spirituellen Idee der Arbeit jedoch weiter Rechnung.

 

Neben der inhaltlichen Betonung der Arbeit war es auch der Wunsch nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit, die die frühen Zisterzienser zur Arbeit motivierte. Jedes Kloster sollte selbst von seiner eigenen Hände Arbeit leben können (wie es die Benediktsregel vorsah), ohne Pachten und Zehnte, ohne Leibeigene und Pfründe. Die zisterziensische Eigenarbeit sollte den Orden reich und unabhängig machen. Die Zisterzienser wurden bald zu Meister der Arbeit, im Weinbau wie in der Viehzucht, bei Fischteichen oder im Bergbau, im Handel und der Vermarktung ihrer Überschüsse wie im Bauwesen oder den Schreibwerkstätten. Wo Arbeit zur Meditation wird, da wird sie selbst zum Segen für den Arbeitenden.

 

Aufgaben im Kloster

Abt Geistlicher und rechtlicher Leiter des Klosters, wird vom Konvent selbst gewählt, vertritt das Kloster nach außen und gehört deshalb oft selbst dem Hochadel an, isst im Gästehaus (Hostellerie), schläft in der Kammer nahe des Dorment, benennt Prior, Novizenmeister, Sakristane, Cantoren, Infirmarius, Hostellier, Portier
Prior Stellvertreter des Abtes, leitet den täglichen Betrieb des Klosters, teilt die täglichen Arbeiten ein, sitzt links neben dem Abt im Chor, Vorsitz beim Essen.
Novizenmeister leitet die Novizen an, führt sie ins Refektorium, zum Gebet und ins Dorment.
Sacristan Bereitet die Kirche, öffnet und schließt sie, läutet das Stundengebet, läutet zum Wecken.
Cantor Leitet Chorgesänge und ist gleichzeitig Bibliothekar, öffnet und schließt das Armarium (Bibliothek) schließt es nach der Collation, Aktenführung im Kloster.
Infirmier Leitet die Krankenstation
Cellerier wirtschaftlicher Leiter und wichtigste Position neben Abt und Prior. Überwacht Handel, Haushaltung, Küche und Höfe, Pfleg- und Wirtschaftshöfe des Klösters. Bedingt durch seine Arbeit mit der Welt spricht er nicht mit den Mönchen, nur mit den Konversen.
Portier Verantwortet den Zugang zum Kloster, isst mit den Dienern und verteilt Almosen; er genießt einen wichtigen Vertrauensposten neben der Leitung.