Aiguebelle - das Kloster am schönen Wasser - ist immer noch ein besonderer Ort, an dem bald seit 900 Jahren das Leben des Zisterzienserordens gelebt wird. Wenn die Glocken in diesem einsamen Tal in der Drôme zum Stundengebet läuten kehrt Stille ein und in der schlichten und einfachen Zisterzienserkirche ertönt der Gesang der Trappistenmönche, die die alten Gemäuer seit 1816 wieder zum Leben erweckt haben.

Die Bauart des südfranzösischen Klosters erinnert an die Schwesterabteien in Senanque, Le Thoronet oder Silvacne. Trotzden ist Aiguebelle weniger bekannt als diese, was auch daran liegen mag, dass die Abtei nicht so einfach besichtigt werden kann, da sie immer noch den Mönchen als Refugium dient. Die schlichte und einfache Kirche, das tonnengewölbte Refektorium oder das Dormitorium im Trakt der Laienbrüder erinnern dennoch an die provenzalischen Schwestern.

Dabei ist die Geschichte des Klosters nicht ohne Brüche. Im 12. Jahrhundert durch einen Herrn von Rochefort gegründet und durch die Grafen von Toulouse gefördert entfaltete sich das Kloster zunächst, gründete eine Tochter in Féniers in der Auvergne und besaß Weingüter und eine reiche Grangie in Combemaure im Vivarais. Doch schon am Ende des Mittelalters wurde es als Kommende geführt, wurde in den Religionskiregen in Brand gesteckt, erholte sich nur mühsam und wurde in der Franz. Revolution wie alle anderen Klöster auch aufgelöst.

Dass es heute noch steht ist wohl ein Glücksfall der Geschichte. 1816 wird es von Trappistenmönchen aus der Schweiz wiederbesiedelt und gewann eine ganz neue Bedeutung als Ausgangspunkt weiterer Wiederbesiedlungen (Acey und Bonnecombe) oder Neugründungen des Ordens (1843 Staouëli in Algerien, 1849 Notre-Dame des Neiges, 1852 Sainte-Marie du Désert, der Mutterabtei von Viaceli in Spanien, 1863 Abtei Notre-Dame des Dombes).

 

Fotos: Achim Fürniss, März 2024
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