Obstanbau der Zisterzienser
Der Obstanbau stellte einen wichtigen Bestandteil der Bewirtschaftung des Klostergeländes dar. Zum Teil wurde dieser noch innerhalb der Klostermauern hinter dem Gartenbereich eingerichtet (siehe in Porta), oft aber auch außerhalb in dafür extra gerodeten Flächen (siehe Bebenhausen). Wie auch beim Weinbau griffen die Mönche dabei auf jahrhundertealtes Wissen aus lateinischen Schriften zurück, besonders was Obstsorten, deren Anbau und die Veredelung betraf.
Da der Obst- und Gemüsetransport damals über weite Strecken noch nicht möglich war, herrschte zwischen den Klöstern ein reger Handel von Pflanzen und Setzlingen. So verbreitete der Orden wertvolle Obstsorten über ganz Europa wie z.B. die Renette, eine wertvolle Apfelsorte, die von Morimond über Kamp weiter verbreitet wurde bis in den Norden und Osten Europas. Anders herum fanden eigene Züchtungen wie z.B. der Bosdorfer Apfel aus dem Kloster Pforta in Thüringen seinen Weg bis in Klostergärten in Frankreich. Der Einfluss der Zisterzienser auf die Verbreitung des Obstanbaus vor allem im Norden und Osten Europas spielt daher kulturgeschichtlich eine herausragende Rolle.
Bebenhausen und der Apfel
Rund um das Kloster Bebenhausen finden sich noch heute die Obstgärten an den Hängen der gerodeten Flächen des Schönbuchs. Da der Anbau von Wein für die Mönche im Neckartal ertragreicher war, bauten Sie hier auf den Terassen Obst an, das sich dann wieder in den Pfleghöfen des Ordens vermarkten ließ.
Der Portenser Apfel
Im ‘Meistergarten’ Thüringens im Kloster Pforta wurden Apfelsorten aller Art veredelt und getauscht. Damit trug das Fachwissen der Mönche und ihre Professionalität beim Obstanbau zur weiten Verbreitung der Pflanzen und das Wissen um Schnitt, Aufzucht und Veredelung im Umland und auch weit darüber hinaus bei. Der sogenannte Portsenser Apfel oder auch Bordorfer genannt verbreitete sich über den Orden sogar bis nach Frankreich hinein. An der Stelle des früheren Obstagartens hat man heute in Pforta wieder einen Schaugarten angelegt, in dem die Geschichte der Sorten und ihre Verbreitung dokumentiert sind.
Rückbesinnung auf die Tradition in Hauterive
Im noch heute besiedelten Kloster Hauterive in der Schweiz hat man sich auf die alte Tradition des Obstbaus zurück besonnen und dort einen großen Obstgarten angelegt. Eine große Zahl an Bäumen wurde dort im Garten um den Flussbogen hinter dem Kloster angebaut und der Apfelsaft wird heute um Klosterladen zum Verkauf angeboten.
Weitere Infos
Links:
- https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345911
- https://obstsortengarten.biostation-neuss.de/obstbau-und-kloester
Literatur:
- J.-F. Leroux-Dhuys, aaO. S. 106