Zerstörungen & Aufhebung

Nach Jahrhunderten der Blüte kamen mit dem Ende des Mittelalters schwere Zeiten auf den Orden der Zisterzienser zu. Die Zeit der Ausbreitung war vorüber und zahlreiche Abteien fanden ihr Ende in kriegerischen Auseinadersetzungen, Volksaufständen oder Zerstörungen. Reformation und der Aufhebung ganzer Provinzen, die Enteignung von Klostereigentum und die Bereicherung der Fürstenhäuser führten zum Verlust der klösterlichen Kultur in vielen Ländern. Die französische Revolution und die Säkularisierung waren das Ende von vielen Gründungen. Oft zeugen nur noch wenige Reste von einst stattlichen Bauten.

In Frankreich begann die Welle der Zerstörungen mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im Hundertjährigen Krieg. Immer wieder wurden Abteien durch Plünderungen und Raubzüge verwüstet. Diese setzten sich in den Auseinandersetzungen der Religionskriege im 16 Jh. fort.

In Tschechien kam es in der Auseinadersetzung mit den Hussiten zu Plünderungen und Zerstörungen zahlreicher Klöster. Auch in Deutschland gingen zahlreiche Klöster im Zeitalter der Reformation verloren. Die Lehren Luthers, der sich kritisch mit dem Mönchtum auseinandersetzte, führte zur Auflösung zahlreicher Konvente. Viele Mönche schlossen sich selbst der Reformation an. Andere wurden ausbezahlt oder vertrieben. Manche Klöster bestanden formal auch über die Reform hinaus noch viele Jahrzehnte weiter. Dennoch kam das monastische Leben in ihnen bald zum Erliegen. Die Einrichtungen von Klosterschulen bewahrte viele der Gebäude vor dem Abriß oder dem Verfall. Der Klosterbesitz jedoch ging zumeist in landesherrliche Besitztümer über und beraubte die Klöster ihrer wirtschaftlichen Grundlagen. Viele Klöster wurden in den Bauernkriegen schwer beschädigt und teilweise oder ganz zerstört und auch nicht wieder aufgebaut. Insgesamt verlor der Orden im Reich 51 Männer und 137 Frauenklöster (nach Eberl, aaO. S.418). In der Schweiz bleiben nur vier von zehn Abteien erhalten.

Folgen der Reformation in Bebenhausen

Nach Rückkehr aus der Verbannung am 13. Mai 1534 führte der vom Schwäbischen Bund vertriebene Herzog Ulrich in Württemberg die Reformation ein. Dies besiegelte auch das Ende des Klosters Bebenhausen. Nach einer Inventarisierung der Klostergüter verordnete der Landesfürst die Aufhebung des Klosters. 18 der 36 Mönche bekannten sich ohnehin schon offen zum neuen Glauben.

 

"Am 13. Juli 1535 unterschrieb ein Großteil der Mönche, nachdem jedem eine jährliche Rente von 40 Gulden zugesagt worden war, den damals allgemein üblichen Revers, man sei aus 'Unverstand' ins Kloster eingetreten, und verließ Bebenhausen. Die 'alten Chrysten' mußten schließlich ... mit einer 'Abfertigung' von zehn Gulden versehen am 17. November 1535 das Kloster verlassen. Nach 345 Jahren endete das monastische Leben in Bebenhausen. Das Kloster blieb zunächst leer, die Kirche wurde zum großen Teil abgerissen und ihre Steine zum Ausbau der Festung Hohentübingen verwendet." (Wilfried Setzler in Die Zisterzienser in Bebenhausen, Tübingen 1998, S.25)

 

Die aus Bebenhausen vertriebenen Mönche kamen zunächst im Kloster Tennenbach in Baden unter, kehrten im Interim 1549 noch einmal zurück und verließen 1560 entgültig das Kloster und fanden im Kloster Pairis im Elsass Unterkunft. Im Kloster wurde schon 1556 ein Evangelisches Seminar eingerichtet, dessen Leiter bis 1807 als Evangelische Äbte installiert wurden.

Noch verheerender war die Aufhebung der Klöster in England und Skandinavien. Durch die Kirchenpolitik Heinrich VIII. kam es zur gewaltsamen Auflösung und Zerstörung von allen englischen Klöstern. Insgesamt gingen in England und Skandinavien 216 Konvente verloren (nach Eberl, ebenda). Die Klöster in Schottland konnten sich zwar zunächst noch halten, noch länger die in Irland, teilten aber bis ins 18. Jh. hinein das Schicksal der großen englischen Abteien und sind allesamt heute nur noch als Ruinen erhalten.

Die französische Revolution brachte das Ende über fast alle französichen Konvente. Das Dekret der Nationalversammlung vom 13. Februar 1790 führte zur gewaltsamen Aufhebung von 228 Konventen. Besonders schmerzhaft für den Orden war der Verlust der Mutterabteien Cîteaux, Morimond und Clairvaux, die bald darauf verkauft und abgerissen wurden oder als Gefängnis benutzt wurden.

Das Ende von Cîteaux

1790 (1.Mai) "Beginn der von der konstituierenden Versammlung geforderten Bestandsaufnahme. An diesem Tag trafen 14 Artilleristen des Regiments La Fère, welches in Auxonne kaserniert war, in Cîteaux ein (mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Leutnant Napoléon Bonaparte). Die Soldaten kamen, um für Ordnung in Cîteaux zu sorgen, wo eine Revolte schwelte. Am gleichen Tage schrieb Dom Trouvé (der Abt, der sich mit der Vermögensaufstellung aus dem Staub gemacht hatte A.d.R.) an die Gemeindeoffiziere von Nuits, um die Situation, in der er sich befand, zu beschreiben. Er erklärte seine Absicht, abzudanken.

Am 4. verliess er Cîteaux, um in die Abtei La Buissière zu gehen. Am 2. und 3. Mai trafen die Kommissare des Distrikts in Cîteaux ein, um die Entscheidungen der noch anwesenden Mönche zu erfahren: Gemeinschaftsleben oder Privatleben. Von 45 Mönchen sprachen sich 14 für das Gemeinschaftsleben und 31 für das Privatleben aus. Am 4. Mai fand eine Inventur der Silbersachen, der Sakristei, der Archive, usw. statt..." (aus Frére Marcel Lebeau, Die Chronologische Geschichte von Cîteaux, Cîteaux 1980, S.52)

 

Am 9. April 1791 werden die Wertsachen von Cîetaux abtronsportiert und ab dem 29. April die umfangreiche Bibliothek, am 4. Mai wird der Grundbesitz von Cîteaux an die Compagnie Duleu in Dijon verkauft und danach mit dem Abbruch begonnen (bis Ende Mai). Am 3. Juli werden die acht Glocken aus dem Kirchturm geholt und zerschlagen.

Die durch französische Truppen ausgelöste Säkularisation 1802 führt zur Auflösung zahlreicher Konvente in Deutschland, Italien und Österreich. Die Beschlüsse des Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 führten zur Enteignung aller kirchlichen Güter, für die die Kirche zwar Entschädigungen erhielt, aber für die Mehrzahl der Konvente das Aus bedeutete. In der Folge der Säkularisation wurden 38 Männerklöster und 83 Frauenklöster des Zisterzienserordens im deutschen Sprachraum aufgehoben (Eberl aaO. S.471). Auch in Oberitalien und der Toscana wurden zwischen 1797 und 1809 durch französische Truppen die Klöster des Ordens aufgehoben.