Fischzucht
Den strengen asketischen Regeln des Ordens folgend durften die Zisterzienser kein Fleisch essen (genauer kein Fleisch vierbeiniger Tiere), sondern nur Fisch. Die Aufzucht und Bereitstellung von Fischen aus eigenen Teichen war deshalb eine Notwendigkeit, woraus die Mönche wieder eine Kunst machten. Mit ausgeklügelten Teichsystemen, die Fische in unterschiedliche Wachtums- und Fruchtbarkeitsphasen trennten, gelang es den Mönchen zu Pionieren der Fischzucht zu werden. Fast alle Klöster hatten dem Wasserlauf folgend, der zur Grundlage des Klosters gehörte, mehrere Fischteiche zur Versorgung des Klosters. Eigene Züchtungen, wie zum Beispiel fast schuppenlose Karpfen wurden darüber hinaus zum Verkaufsschlager in den Städten, besonders zur Fastenzeit. Manche Klöster besaßen über 20 solche Fischteiche in unmittelbarer Nähe mit eigenen Grangien zur Verarbeitung. Die Wasserwirtschaft der Klöster und ihre Fischzucht legte die Grundlage für eine jahrhundertealte Tradition, die heute noch beachtet wird.
Maulbronn und der Spiegelkarpfen
Von den gut 20 klostereigenen Teichen sind heute nur noch drei erhalten: der Roßweiher, der Tiefe See und der Aalkistensee. Auf der Kieferschen Forstkarte von 1684 sind noch weitere Teiche unterhalb des Klosters erkennbar, die heute durch die Gemeinde Maulbronn überbaut sind (erkennbar Seegardter See, Seeschleifmüller See, Ober- Mittel und Untersee im Seitental unten). Hingewiesen wird auch darauf, dass im Kloster Maulbronn eine spezielle Art von Karpfen gezüchtet wurden, die weniger Schuppen aufwiesen (Spiegelkarpfen) statt normale Wildkarpfen. Im Aalkistensee bei der Grangie Elfingen wurden eigens aus Speyer importierte Flussaale gehalten, die in Kisten mit feuchten Stroh importiert wurden (Aale benötigen zum Laichen einen mit dem Meer verbundenen Fluss) und auf dem Rückweg wieder mit Karpfen gefüllt wurden für den Verkauf.
https://www.kloster-maulbronn.de/wissenswert-amuesant/dossiers/fischzucht
Bebenhausen und das Seebachtal
Die Mönche von Bebenhausen besaßen neben eigenen Fischteichen im wasserreichen Goldersbachtal und Seitentälern auch eigene Fischereirechte im Neckar- und Ammertal. Direkt vor dem Kloster an der vorderen Klostermauer im Osten befand sich ein großer Stausee, von dem heute noch der Staudamm erhalten ist, aber kein Wasser mehr führt. 500 Meter aufwärts im Seebachtal liegen weitere Spuren von einer dreifach Staustufenkette. Weitere Teiche sind unterhalb des Klosters im Goldersbachtal anzunehmen. Aus Quellen des 16. Jahrhunderts wissen wir, dass das Kloster in seinen Fischteichen ungefähr 1.300 Setzfische einsetzte. Die Fischzucht war ein mühsames aber ertragreiches Geschäft, das mit viel Aufwand verbunden war.
https://www.kloster-bebenhausen.de/wissenswert-amuesant/dossiers/fischzucht
Teichwirtschaft des Klosters Waldsassen
Schon in der frühen Geschichte der Gründung des Klosters wird eine Verlegung des Klosterstandorts unweit der Wondreb durch ihren Fischreichtum begründet. In der Folge des Ausbaus des Klosters wurde die gesamte Tallandschaft zwischen Waldsassen und Tischenreuth zu einer Teichlandschaft ausgebaut. Die tonreichen und wenig wasserdurchlässige Böden waren wie geschaffen für die Anlage von Gewässern. Die Ortsnamen von Mitterteich, Oberteich, Unterteich und Hofteich verdeutlichen noch heute die ursprüngliche Nutzung des Klosterlandes, die schon seit dem 12. Jahrhundert belegt sind. Die Teichwirtschaft erlangte für das Kloster eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Bei einer ersten Klosteraufhebung im Jahre 1570 verzeichnet das Inventar eine Anzahl von gut 200 Teichen. Bei der größeren Weihern wie etwa in Tischenreuth gab es eigene Grangien für die Fischwirtschaft, die ein Fischmeister (magister piscium) betreute. Die Wasserlandschaft wurde sekundär auch noch durch Mühlen und Schmieden genutzt, die die Wirtschaft des Klosters weiter unterstützten.
http://projekt-welterbe-klosterlandschaft-stiftland.de/teichlandschaft-fischerei/
Walkenrieder Himmelsteiche
Im Umkreis des reichen Klosters Walkenried findet sich eine ganze Teichlandschaft mit Fischteichen, die von den Mönchen des Klosters angelegt wurden. Ein System von 16 Teichen findet sich unmittelbar im der Nähe des Klosters, 50 weitere größere und kleinere Teiche im weiteren Umfeld, die von Karpfen und Hechten besetzt waren. Da die Walkenriether Teiche nicht von Fließgewässer gespeist werden (sogenannte Himmelsteiche) bedürfen sie bis heute einer besonderen Pflege um Verlandung und Verschmutzung zu vermeiden.
Anzahl Teiche
- Bebenhausen Anzahl unbekannt
- Maulbronn 20 Teiche
- Salem 24 Teiche
- Waldsassen ca 200 Teiche
- Walkenried 15 Teiche
Weitere Infos
Links:
- https://www.domradio.de/artikel/warum-die-moenche-meister-des-wasserbaus-waren
- https://www.abteihimmerod.de/klosterbetriebe/fischerei/
Literatur:
- J.-F. Leroux-Dhuys, aaO. S. 107