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Einfachheit, Armut & Funktionalität

Einfachheit, Armut und Funktionalität sind Kriterien, die die mittelalterlichen Klosterbauten der Zisterzienser ebenso kennzeichnen wie die monumentale Größe und die ästhetische Raumwirkung aller Gebäude. Selbst einfache Raumteile wie der Durchgang oder die Küche erfahren in vielen Zisterzienserklöstern eine monumentale Gestaltung, die weit über ihre Funktionalität hinausgehen.

 

Gleichzeitig wirkt der Gesamteindruck des Zisterzienserklosters durch die Anwendung einfacher Bauprinzipien und dem Einsatz von Bauelementen, die über ganz Europa zerstreut immer wieder zum Einsatz kommen. Die Uniformität der Bauformen trotz der lokalen Gestaltungselemente lässt sich auf die ordenseigene Struktur der Filiation, der Umsetzung von Beschlüssen des Generalkapitels und eigenen Bauhütten verständlich machen.

 

Die rationale Umsetzung eines einzigen Bauprogramms überall in Europa und die Reduktion auf das Wesentliche in der architektonischen Gestaltung eines funktionalen Baukörpers wirkt in der mittelalterlichen Welt ausgesprochen modern. Die Baukunst und Ästhetik der Zisterzienserbauten blieb deshalb nicht ohne Rückwirkung auf das Bauschaffen seiner Zeit. Zwar wurde der Einfluss der Zisterzienser als "Pioniere der Gotik" oft überschätzt, dennoch lässt sich die gestalterische Wirkung vieler Klosterneubauten auf Bauprojekte in der Umgebung nicht verleugnen. Herrschaftliches Bauen ließ sich an vielen Klosterbauten der Zisterzienser lernen durch den Einsatz von Gewölben und den weitgehenden Verzicht auf Holz, die monumentalen Raumwirkung von Harmonien bei Wänden, Portalen und Fenstern bei gleichzeitigem Verzicht auf Ornament und Farbe, die in der mittelalterlichen Welt der Romanik doch überall lebendig war und in der Gotik der funktionalen Bauplastik von Strebe- und Stützpfeilern Platz machte.

 

Der Armutsgedanke verbunden mit dem Wunsch nach Askese wirkte hier kulturschaffend, auch wenn der Gestaltungswille vieler Klosterneubauten der bernhardinischen Bescheidenheit widersprachen, wie wir sie in den wenigen erhaltenen Bauresten der Zeit vor 1150 wiederfinden. Verzicht und Gestaltungswille erscheinen auch hier als widersprüchliche menschliche Bedürfnisse, die in der Kunst der Zisterzienser eine fruchtbare Synthese ergaben.