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Ritterschaft der Liebe

Das Kloster ist ein Ort der Vollkommenheit, ein Vorhof des Paradieses. Und doch leben die Mönche als Menschen dieser unvollkommenen Welt. Dieser Gegensatz zwischen Stückwerk und Vollkommenheit (1.Kor. 13) ist die Herausforderung, der die Mönche in ihrem harten Leben in der Abgeschiedenheit begegnen wollen. Die Klausur ist der geschützte Raum, in der sie es wagen können, die Vollkommenheit der Liebe im Kreis der brüderlich Gleichgesinnten zu leben.

 

Vielen Besuchern mag das Kloster wie ein Gefängnis erscheinen. Nicht selten wurden seine Gebäude nach der Auflösung des Konventes auch genau dafür genutzt (siehe Clairvaux, Ebrach) oder seine Strenge war auch noch für die späteren Klosterschulen spürbar (vgl. Maulbronn, Pforta). Doch das Gefängnis war selbst gewählt. Wer hier eintrat nahm Mühsal, Kälte, Schweigen und Verlust der persönlichen Freiheit bewusst auf sich, um die Vollkommenheit zu erlangen. Man gab sich selbst auf um in der Fülle des göttlichen Wesens aufzugehen. Die formende Ordnung des klösterlichen Lebens, die Reduktion auf des Wesentliche und die tragende Gemeinschaft der Mönche sollten hier Wirkung zeigen. Dennoch war der Weg des einzelnen ein Kampf gegen sich selbst: gegen die eigene Bequemlichkeit, die Neigung zur Selbstsucht, die Eitelkeit und dem Streit. Das Leben in der Ordnung der Gemeinschaft war das entscheidende Korrektiv, der eigenen Unvollkommenheit zu begegnen. Die Hingabe, mit der sich die Zisterzienser im Kloster begegneten ist vergleichbar mit der Minne der Ritter - das Kloster mit seinen Regeln war so eine Ritterschaft mit den Waffen der Liebe.

 

Die Lesung der Heiligen Schrift und die Regel des Heiligen Benedikt waren dabei die Richtschnur (auf Latein, auf Deutsch). Im Gelübde der drei evangelischen Räte lässt sich die Herausforderung der Benedictusregel zusammenfassen:

  • Armut: Arm ist der Mönch nicht nur hinsichtlich seiner materiellen Güter. Er verzichtet im Klosterleben nicht nur auf seinen persönlichen Besitz. Armut kennzeichnet sein ganzes spirituelles Leben. Es bedeutet Verzicht auf jeden Komfort, ein karges Essen, einfache Kleidung, harte Arbeit und absolutes Schweigen. Das Leben in klösterlicher Armut ist eine radikale Reduktion auf das Wesentliche im Leben. Nichts braucht der Jünger als die Nähe seines Herrn.
  • Keuscheit: Ebenso die Keuscheit. Sie bedeutet nicht nur Verzicht auf Ehe, Familie und Sexualität. Keusch ist der religiöse Mensch in seinem Sinn, der sich reduziert auf das karge Leben im Kloster. Er verzichtet bewußt auf Hochmut und menschliches Streben nach Anerkennung. Das Kloster ist fortan seine Familie und die Liebe zu Gott bestimmt sein inneres Leben.
  • Gehorsam: Auch der Gehorsam ist selbst gewählt. Das Kloster ist kein Gefängnis. Der Mönch ordnet sich freiwillig der Regel unter. Ältere Brüder und die geistige Leitung durch Abt und Prior bestimmen den äußeren Rahmen einer inneren Unterordnung mit dem Ziel, sich frei zu machen vor weltlichem Streben nach Macht. Nichts soll den Willen mehr bestimmen als allein die Suche nach der Nähe Gottes. Die selbst gewählte Wüste aus Armut, Keuschheit und Gehorsam machen den Mensch frei, sich dem Geheimnis Gottes hinzugeben.