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Das Ideal der Einfachheit

Das Ideal des gemeinschaftlichen Lebens im Zisterzienserkloster hieß Armut, Unabhängigkeit und Einfachheit. Jedes Kloster sollte von seiner Hände Arbeit allein leben können. Fromme Stiftungen (zumindest in der Anfangszeit) wurden abgelehnt - außer der Gründungsstiftung. Man wollte nicht von Stiftungen und Pfründen leben wie die Cluniazenser. Sondern das Kloster lebte nur von dem Besitz, den es auch selbst bewirtschaften konnten (Eigenwirtschaft).

 

Dennoch entwickelten sich viele Gründungen der Zisterzienser bald zu wohlhabenden Klöstern. Der Mönch als einzelner mag arm gewesen sein. Das Kloster selbst wurde durch seiner Hände Arbeit jedoch bald reich. Schon innerhalb eines Jahrhunderts wurde deutlich, dass das Armutsgebot verbunden mit dem Arbeitsgedanken zu immer mehr Reichtum führte.

Zitat

"Die Geschichte des Zisterzienserordens erweist, dass sich Armut noch schlechter vererben lässt als Reichtum. Diese Mönche wollten in einsamen Waldtälern allein von dem Werk ihrer Hände leben und haben es auch in der ersten, oft noch in der zweiten Generation getan. Sie haben Pelzwerk und Wollmantel verboten, die Leibwäsche wie die Bettwäsche; sie wollten keine Pachthöfe und keine Knechte besitzen, weder fremde Mühlen noch fremde Wälder, keine Kirchen außerhalb der Klostermauern und keine Häuser. Aber sie mochten die einfachsten, zugleich unwirtlichsten Waldtäler für ihre Neugründungen aufspüren, sie mochten Jahrzehnte von Wurzeln und Haferbrot leben; der befohlene Fleiß in Verbindung mit der befohlenen Armut musste den Wohlstand bringen. ...Sie waren die besten Agronomen, die besten Viehzüchter und die besten Förster des späteren Mittelalters. Sie waren Meister der Fischzucht und der Wasserwirtschaft, zugleich die vielgepriesenen Pioniere in Bergbau und Hüttenwesen. Der theologischen Weitsicht des HL.BERNHARDT war der Zusammenhang zwischen Arbeit, Askese und Reichtum verborgen geblieben. Dem ganzen Zeitalter fehlte die wirtschaftliche Vernunft, um zu bemerken, dass die frommen Stiftungen, die allerorts als gute Taten gepriesen wurden, die Klostergemeinden in die Welt zurückführen musste."

(Wolfgang Braunfels, Abendländische Klosterbaukunst, Köln 1978 (4.Aufl.), S. 120)

Die wirtschaftliche Unabhängigkeit war eine wichtige Voraussetzung des Systems der Selbstständigkeit eines jeden Klosters im Filiationsystem des Ordens. Viele Zisterzienserklöster entfalteten schon bald eine rege wirtschaftliche Tätigkeit. Forstwirtschaft oder Feldfrüchte, Obstanbau oder der Weinbau, Viehzucht oder Fischteiche machten sie nicht selten über das Kloster hinaus bekannt.

 

Zahlreiche Pfleghöfe gehörten zur Wirtschaftsmacht eines jeden Klosters. In manchen Städten gab es gleich mehrere solche Handelsniederlassungen (in Esslingen am Neckar etwa 16 Pfleghöfe verschiedener Klöster). Verantwortlich für die Klosterwirtschaft war der Kellermeister (Celleriar), das wichtigste Amt neben dem Abt. Er lebte als einzelner außerhalb der Klausur und hatte Kontakt zur normalen Lebenswelt.

 

Alle Mönche waren zur körperlichen Arbeit verpflichtet. Im Gegensatz zu den Klöstern Clunys wollte man wieder zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Gebet und Arbeit zurückkehren (ora et labora), wie es der Heilige Benedikt in seiner Ordensregel vorschrieb. Doch hätte dies nicht ausgereicht, den Wirtschaftsbetrieb des Klosters aufrechtzuerhalten.
Die Zisterzienser erfanden so das Amt der Konversen, oder auch Laienbrüder genannt. Sie waren als Gehilfen im Kloster tätig und für den wirtschaftlichen Betrieb in den Stallungen, den Mühlen oder den Pfleghöfen zuständig. Dennoch gehörten sie zum Klosterleben mit dazu. Im abgetrennten hinteren Teil nahmen sie am Chorgebet mit teil; der westliche Bereich der Klausur war Ihnen vorbehalten. Neben den Wirtschaftsräumen im Keller gab es für sie ein Refektorium, im Stock darüber auch ein Dormitorium mit Zugang zur Kirche. Nur der Kreuzgang mit der daran anschließenden Klausur war den Mönchen vorbehalten. Ein kleiner Gang trennte in der Frühzeit die Klausur vom Wohnbereich der Konversen.

 

Außerhalb des Klosters unterhielten die Zisterzienser ein ausgedehntes System von Wirtschaftshöfen (Grangien), die von den Konversen betrieben wurden. Gelegentlich betrieben sie sogar eigene Wirtschaftsbetriebe im Bergbau (z.B in Sittichenbach)oder im Hüttenwesen (z.B. Walkenried oder in Königsbronn), in denen die Zisterzienser wie in vielen Bereichen Pionierarbeit leisteten. Auch einige Bauhütten des Ordens waren beim Bau von Kirchen oder Kathedralen beteiligt (z.B. Marienkirche in Reutlingen).