Um 1150 stiftet der staufische Ministeriale Meginlach von Obrigheim ein Chorherrenstift in Lobenfeld, erbaut im Stil der Wormser Dombauhütte in romanischen Formen. Der von Frauen bewohnte Konvent übernimmt frühestens 1270 (vielleicht auch eine Jahrzehnte später) die Zistersienserregel, entfaltet sich aber nicht wie gewünscht. 1459 wird das Kloster im Rahmen der Bursfelder Reform benediktinisch und stirbt bis 1560 aus. Das Kloster wird daraufhin verschieden genutzt und verfällt. Nur die soliden romanischen Bauteile im Osten der Klosterkirche, die als Pfarrkirche genutzt wurden, blieben erhalten, das Schiff der Klosterkirche zerfiel und wurde erst neuerdings liebevoll restauriert. Die moderne Raumgestaltung war darum bemüht den früheren Raumeindruck einer Nonnenkirche mit der charakteristischen Nonnenempore wieder herzustellen. Auch das Seitenschiff wurde im Gebäudeumriss für die Anbauten der Gemeinderäume wieder hergestellt ohne den historischen Raumeindruck zu verändern. Alle Mauern des Langhauses sind als Ruinen unter dem neuen Holzbalkendach in ihrem ursprünglichen Zustand konserviert worden - ein gelungene Synthese der historischen Gebäude mit dem neuen Zweckbau einer Gemeindekirche.
Insgesamt gesehen hat die Klosterkirche von Lobenfeld wenig zisterziensiches an sich, ist aber dennoch von ihrer Bausubstanz her sehr ansprechend und vermittelt einen sehr urtümlichen Eindruck. Besonders die Ornamente an Fenster und Friesen, an Kapitel und Konsolen sowie die massiven Gewölbe beeindrucken die Besucherin oder den Besucher. Und dann finden sich doch wieder Ähnlichkeiten zu anderen Klosterkirchen (auch der Zisterzienser) dieser Zeit, besonders bei den Gewölben oder auch der frühgotischen Arkaden in der Kirche.
Von der Klosteranlage blieben neben einem Torbogen des Torhauses auch die Anwesen der Wirtschaftsgebäude erhalten. Ob diese allerdings historisch sind oder nur nachempfunden lässt sich auf den ersten Blick nicht beurteilen. Der schön angelegte Klosterhof zwischen Kirche und Wirtschaftsgebäude mit modernem Brunnen zeugt wieder von einer passenden Instandsetzung des ursprünglichen Raumeindrucks eines Zisterzienserklosters. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich das Kloster von den Höhen rund um das Kloster.
Fotos:Achim Fürniss, August 2020
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Zitat
Die in hervorragendem Zustand erhaltene Kirche des Klosters Lobenfeld im nördlichen Kraichgau darf als eines der herausragenden Zeugnisse für die Baukunst der staufischen Zeit in Baden-Württemberg gelten. Klöster in Baden-Württemberg, Staatsarchiv Stuttgart
Daten
Gründung: | vor 1147 Augustiner Chorherren |
Zisterziensisch: | frühestens seit 1254 |
Lat. Name: | |
Mutterkloster: | Schönau |
Aufhebung: | Reformation, 1560 ausgestorben |
heutige Nutzung: | Geistliches Zentrum Lobenfeld |
Infos
Lage: | Zwischen Heidelberg und Mosbach südlich von Dilsberg, Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg, D), Karte, OpenStreetMap |
Links: | Wikipedia DE |
Geistliches Zentrum Kloster Lobenfeld | |
Klöster in Baden-Württemberg | |
Literatur: |