Fountains Abbey ist die wohl bekannteste und schönste englische Klosterruine. In einem herrlichen Landschaftspark gelegen (Studley Royal Gardens) schlendert man durch Ruinen und Parkanlagen im hübschen Tal der Skell. Schon die Ausmaße der Klosterruine vermitteln einen Eindruck davon, welche Bedeutung die Abtei einmal hatte. Das wohlhabende Kloster war das reichste und bedeutendste in ganz England. Es besaß zahlreiche Liegenschaften, hatte großen Einfluss auf Adel und Politik und war eine der Perlen der englischen Zisterzienserklöster.

Reich wurde das Kloster durch die Schafzucht in den ausgedehnten Ländereien. Zahlreiche Grangien waren überall in der Umgebung verteilt. Stadthöfe in York und anderswo sicherten die Vermarktung. Ganz im Gegensatz dazu steht der bescheidene Beginn im Jahr 1132, als nach einem Streit im Benediktinerkloster St. Mary in York der Heilige Bernhard als Vermittler eingeschaltet wurde. Unter dem Schutz von Erzbischof Thurstan von York zogen 13 aufständische Mönche in das Tal westlich von Ripon. Es war damals eine unbebaute Wildnis. Aus der harten Anfangszeit entwickelte sich das Kloster rasch zu seiner späteren Größe. Schon von Beginn an pflegte man die Nähe zum Mutterkloster in Clairvaux das die ersten Äbte von Fountains mehrfach besuchten. Nach dem Vorbild des Klosterneubaus in Clairvaux wurde auch Fountains erbaut. Neben dem Schwesterkloster Fontenay in Burgund zeugen die noch gut erhaltenen romanischen Klosterruinen in Fountains von der ursprüglichen Umsetzung des berhardinischen Plans. Vieles was in Clairvaux verloren ging, lässt sich hier noch vor Ort nachvollziehen. Die über 120m lange Halle im Untergeschoss des Konversenbaus erinnert sehr stark an das selbe (und einzig erhaltene) Gebäude in Clairvaux. Noch bedeutender ist die Tatsache, dass aus der Überlieferung bekannt ist, dass Clairvaux einen Baumeister nach Fountains schickte, Geoffray d'Alaine, einen seiner Mönche, der den Bau der Anlage überwachte.

Im Jahre 1539 wird Fountains als eines der letzten englischen Klöster durch Heinrich VIII. aufgelöst. Macht und Einfluss des Abtes Marmaduke Huby konnte das bis zum Schluss nicht verhindern. Auch hier wurden die Mönche mit einer Pension abgefunden, das Blei der Dächer zu Waffen umgeschmiedet, Fenster und Gläser in den Kathedralen von Ripon und York verarbeitet und das Gebäude verkauft. Bald verfiel die Anlage oder wurde abgetragen und schlummerte für Jahrhunderte dahin. Dass sie heute noch so gut erhalten ist, ist ein Glücksfall - und ganz sicher einen Besuch wert! Seit 1986 gehört das Ensemble zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Fotos: Achim Fürniss, Juni 2009
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