Die dritte der drei bekannten provencalischen Schwesterabteien (neben Senanque und Le Thoronet) heißt Silvacane. Der Name der Datei ist nicht ganz eindeutig: silva bedeutet im Lateinischen Wald und cana Schilf, was ja bei der Lage direkt am Ufer der Durance passen könnte. Gelegentlicht wird es auch auf das Adjektiv canus, a, um = grau gedeutet (vgl. Wikipedia zu Silvacane).

Fest steht dass Silvacane 1144 vom provencalischen Adligen Raimond de Baux gestiftet wurde und mit Mönchen aus Morimond besiedelt wurde. Die Lage des Klosters direkt an einem bedeutenden Fluss wie der Durance und damit an einer wichtigen Durchgangsstrasse ist eher ungewöhnlich. Dafür spricht auch das starke Gefälle der Anlage von der Terrasse über dem Fluss den Hang hinab, der durch mehrere Abstufungen im Gebäudeplan abgefangen werden musste.
Grund dafür könnte eine schon vorhandene und nachgewiesene Einsiedelei gewesen sein, die in den Gründungsquellen erwähnt wird. Grund kann aber auch sein, dass die Lage an der Grenze zur Grafschaft Provence (=Durance) bewußt politisch gewählt war.

Die hervorragend erhaltene Anlage (eine der vollständigsten in Frankreich) wurde im Übergang von der Romanik zur Gotik vermutlich zwischen 1175 und 1220 errichtet, das Refektorium erst im 14. Jahrhundert (stilistische Datierung, vgl. Wikipedia). Der wirtschaftliche Aufschwung der Abtei war wohl mit 5 nachgewiesenen Grangien eher bescheiden. 1445 wurde die Abtei als solche schon aufgelöst und als Kommende dem Stiftskapitel von Aix-en-Provence unterstellt.
In den Religionskriegen wurde die Abtei mehrfach geplündert und im Westteil (Laienttrakt und Forresterie) zerstört. Da das Kloster als solches nur noch von den Dorfbewohnern benutzt wurde, verdankt es wahrscheinlich seine Existenz über die franz. Revolution hinaus. Mit Rücksicht auf diese verzichtete man auf den Abriss und die Verwertung der Steine als Baumaterial.

Fotos: Achim Fürniss, März 2024
Alle Rechte beim Autor, Copyright