Versteckt im Wald in einem sumpfigen Tal im Süden von Laon finden sich die Ruinen einer herrlichen Abtei, die einen Besuch unbedingt lohnt: Vauclair, das lichte Tal (vallis clara), das Bernhard von Clairvaux 1134 selbst gründete. Der Bischoff von Laon bat ihn um die Errichtung der Abtei und stattete es fürstlich aus. Die Ruinen der Abtei zeugen vom Reichtum und dem vollendeten Stil der Zisterzienser, und erinnerten mich beim Besuch an die Ruinen von Fountains oder Rievaulx in England.

Am 23. Mai 1134 besiedelten eine Gruppe von Mönchen aus Clairvaux das neue Kloster an deren Spitze der Engländer Henry Murdac. Es war das fünfzehnte Tochterkloster von Clairvaux, das in diesem Jahr gleich mehrere bekannte Abteien gründete. Der Name Vauclair (vallis clara) soll bewusst an Clairvaux (clara vallis) erinnern, aber nicht gleich sein.
Wohlstand und Wachstum des Klosters wurden immer wieder durch Kriege und Plünderungen beeinträchtigt im Hunderjährigen Krieg, den Religionskriegen, der französichen Revolution und besonders aber durch den 1. Weltkrieg. Bei den heftigen Kämpfen um den Höhenzug direkt hinter der Abtei, dem Chemin des Dames, wurde das von den Deutschen gehaltene Kloster durch alliierten Beschuss fast vollständig zerstört. Fotos, die vor 1914 entstanden sind zeigen, dass vor allem das doppelstöckige Gebäude der Konversen noch ganz erhalten war. Von den restlichen Gebäuden stehen nur noch Teile des Klausurfügels wobei die Sakristei, der Kapitelsaal und der Durchgang noch erkennbar sind. Von der Kirche wie dem Kreuzgang und dem Refektorium fehlt heute fast jede Spur. Diese wurden wohl schon nach dem Verkauf in der Revolution abgetragen. Die Sicherung der Ruinen verdankt Vauclair vor allem dem engangierten Engagement des Jesuiten Père René Courtois, der die Gebäude in den Rang eines Denkmals verwandelte (monument historique).