Waldsassen
Das mächtige Kloster Waldsassen in der Oberpfalz gehört zu den bedeutendsten und wichtigsten Abteien der Zisterzienser in Deutschland. Gegründet wurde es als erste Tochter des Klosters Volkenroda in Thüringen aus der Linie von Morimond über Kamp. Und obwohl es schon zu der fünften Generation von Gründungen gehörte, besaß es dennoch die Kraft mit Sedlec, Walderbach und Osek als eigene Gründungen die Dynamik der Ausbreitung des Zisterzienserordens weiter zu tragen. Dazu gehört auch die wirtschaftliche Bedeutung des Klosters in der Region, die besonders mit der Fischzucht in der Teichlandschaft um Mitterteich in Erscheinung tritt. Mehr als 200 Teiche gehörten direkt oder indirekt zum Kloster. Dazu besaß die Abtei einen reichen Landbesitz in der Oberpfalz bis weit nach Böhmen hinein.
Als reichsunmittelbares Kloster unterstand es direkt dem Schutz des staufischen Kaiserhauses, das im nahegelegenen Eger eine mächtige Kaiserpfalz besaß. Kaiser Barbarossa war selbst bei der Weihe der dreischiffigen romanischen Pfeilerbasilika 1179 anwesend. Und Papst Lucius III. unterstellte die Abtei direkt dem Schutz der römischen Kurie. Der Reichtum der Abtei sorgte aber auch für ihren Niedergang. Nicht nur die Bürger der Reichsstadt Eger neideten den Mönchen ihren Besitz; sie zog auch die Wut der Bauern im Bauernkrieg auf sich. Schließlich wurde sie im Jahre 1569 in der Reformation durch den lutherischen Pfalzgrafen Reichard aufgehoben - jedoch gut hundert Jahre später nach dem dreißigjährigen Krieg wieder rekatholisiert und durch Zisterzienser aus Fürstenfeld neu besiedelt.
Die stark beschädigten Klostergebäude wurden abgerissen und das ganze Kloster ab 1681 als barocke Klosteranlage neu erbaut (A. Leuthner, Gebrüder Dientzenhofer). Das beeindruckende Ensemble der Barockzeit mit monunmentaler zweitürmiger Basilika, dem mehrflügeligen Klosterschloss und der herrlichen Stiftsbibliothek hat dabei nur noch wenig vom zisterziensischen Geist der Ursprungszeit bewahrt. Sie reiht sich ein in die Liste anderer Klöster des Ordens, die ähnlich umgestaltet wurden wie Fürstenfeld oder Schöntal (dieses ebenfalls mit Doppelturmfassade). Wer in Waldsassen nach Spuren der alten Abtei von 1133 sucht, wird enttäuscht werden. Neben dem früheren Abtsgebäude (ehemals ein Wasserschloss aus der Renaissancezeit) findet man nur noch Teile der gotischen Frühmesskirche neben der ehemaligen Pforte, die heute evangelische Orstkirche ist.
Nach der Säkularisierung des Klosters im Jahre 1803 wurde die Abteikirche Ortskirche und die Wirtschaftsgebäude als Fabrik genutzt. Ab 1863 wurden die Klostergebäude durch Nonnen aus dem Zisterzienserinnenkloster Seligenthal bei Landshut wiederbesiedelt und beherbergt heute auch ein Bildungshaus.
Gallerie Waldsassen
Fotos: Achim Fürniss, Oktober 2025
Alle Rechte beim Autor, Copyright
Daten
Gründung: 1133
Lat. Name: Eremitarum locus
Filiation: Generation 5
- Morimond
- Kamp
- Volkenroda
- Waldsassen
Töchter: (3)
- Sedlec, 1143 (CZ)
- Walderbach, 1143
- Osek, 1194 (CZ)
Aufhebung: 1569 (Reformation), 1803 (Säkularisation)
Wiederbesiedlung: ab 1661 aus Zisterzienser Fürstenfeld, 1863 Zisterzienserinnen aus Seligenthal
heutige Nutzung: Pfarrkirche, Zisterzienserinnenkloster, Bildungshaus
Zustand: Kirche und Abtei barock erhalten
Infos
Lage: Zwischen Mitterteich und Eger im Ort Waldsassen (Oberpfalz, Bayern, DE) Karte (OpenStreetMap)
Links:
Literatur:
- P. Pfister, Klosterführer aller Zisterzienserklöster, aaO. S. 160
Besichtigung: Klosterhof und Kirche geöffnet, Bibliothek gegen Eintritt zu den Öffnungszeiten