Die 'königliche' Abtei von La Real (voller Name: Nuestra Señora de la Real) geht auf eine Gründung des Eroberers und ersten Königs von Mallorca Jaime I. (Jakob I.) zurück. Nach seinem Sieg über die Mauren auf Mallorca (1229) gründete er hier an dieser Stelle ein Kloster, von der aus er erfolgreich die Hauptstadt Palma in Angriff genommen hatte (1236). Das Kloster wurde von Mönchen aus dem katalanischen Kloster Poblet besiedelt und bestand bis zu seiner Auflösung im Jahre 1835 im Rahmen der spanischen Säkularisation (Desamortisation). Heute wird das Kloster von Missionaren vom heiligsten Herzen besiedelt (seit 1897), die die Gebäude erneuerten und teilweise veränderten.

Die eigenartige Anlage wirkt auf den ersten Eindruck durchaus zisterziensisch, weist jedoch einige Eigenheiten auf, die vor allem auf späteren Veränderungen beruht. Am deutlichsten erkennt man den ursprünglichen Zustand im Innenraum der Kirche. Der einschiffige Kirchenraum ohne Querhaus wird bestimmt durch vier Seitenschiffbögen mit frühgotischen Diensten und zisterziensischen Kapitellen und Konsolen. Die Seitenschiffe bestehen aus querstehende Kapellen, die das Mittelschiff stützen und möglicherweise früher mit Durchgängen verbunden waren wie auch bei anderen frühen Zisterzienserkirchen. Auffällig sind die fünf diafragmischen Bögen, die das Gewölbe ersetzen und das Dach tragen, wie es des öfteren in der katalanischen Hallenarchitektur zu finden ist, etwa auch in Gebäudeteilen in Poblet oder Santes Creus. Allerdings findet sich dort diese Bauweise nicht für die Kirche, die einem Gotteshaus wohl nicht angemessen genug war.

Der Kreuzgang und die Konventgebäude liegen auf der Chorseite der Kirche. Die mittelalterlichen Gebäude sind nicht mehr erhalten, dafür aber eine gehaltvolle Anlage aus der Renaissance mit wunderschönem doppelstöckigen Kreuzgang. Im Kreuzgarten findet sich neben einer alten Brunnenschale ein Denkmal für den Mystiker und Philosophen Ramon Llull, der zwar kein Zisterzienser war, aber mehrere Jahre im Kloster La Real verbrachte und einige seiner bekanntesten Werke darin verfasste. Er wusste die besonders gut ausgestattete Bibliothek des Klosters zu schätzen und nutze sie für seine Studien. Heute scheint das Kloster vergessen worden zu sein in mitten von Straßen, modernen Gebäuden und dem nahen Krankenhaus von Son Espases, an dem die Autobahn Richtung Norden der Insel vorbei zieht.,

Fotos: Achim Fürniss, November 2021
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